Einführung in VFP 5.0

Einführung

Mit Visual FoxPro 5.0 stellt Microsoft die erste reine 32-Bit-Version des Datenbank-Entwicklungssystems FoxPro vor.

Die neue Version wird positioniert als "Relational Database Development System" und beansprucht außerdem seinen Platz im RAD- und OOP-Tool-Markt.

Die Tatsache, daß es sich um ein Entwicklungssystem handelt, wird außerdem durch den Wegfall der rudimentären "Standard Version" bekräftigt.

Die Entwicklung von Visual FoxPro zur Version 5.0 ist durch weitere Integration in die Microsoft Visual Tools Family sowie durch ein umfassendes Fit & Finish des Produkts gekennzeichnet.

Die sogenannten "Design Goals" werden von Microsoft wie folgt beschrieben:

• ActiveX Extensibility and Interoperability zur weiteren Integration mit den anderen Microsoft-Tools und -Technologien sowie für eine enge Einbindung in die Office-Landschaft.
• Increased Performance wurde besonders beim Load und Refresh von Forms und beim Zugriff auf lokale Daten umgesetzt. Außerdem wirkt sich der Verzicht auf den WIN32S-Ballast performancesteigernd auf das gesamte System aus (VFP 5.0 läuft nur noch auf den reinen 32-Bit-Systemen, nicht mehr mit dem WIN32S!).
• Weiterhin sei in diesem Zusammenhang erwähnt, daß die VFP-Laufzeitbibliothek VFP500.DLL reentrant programmiert ist (sie wird also bei Starten mehrere VFP-Applikationen auf einer Station nur einmal geladen und verwaltet dann lediglich getrennte Datensegmente). Dadurch verringert sich sowohl der Speicherbedarf als auch ab der zweiten VFP-Applikation die Ladezeit beträchtlich!
• Improved Connectivity Features sind unter dem Aspekt des Einsatzes von VFP-Applikationen in verteilten Umgebungen mit verschiedenen Geschäftstellen und Mobil-Anwendern verbessert worden. In diesem Zsammenhang sind die Offline-Views und die Internet-Anbindung besonders zu erwähnen.
• Enhanced Development Environment hat seinen Schwerpunkt in der Effektivitätserhöhung für die Entwickler, besonders bei der Entwicklung in Teams.

Völlig neu in das Produkt aufgenommen Leistungsmerkmale sind

• Visual FoxPro als OLE-Automation-Server
• Visual FoxPro & InterNet.

Bis auf diese Neuerungen gibt es keine dramatischen Veränderungen gegenüber der Vorversion, wohl aber eine unübersehbare Menge Feinschliff in allen Teilen des Produkts.

Nicht entscheidend Neues gibt es bei Menüs und Reports / Labels, aber auf diesem Gebiet soll sich demnächst in der MS-Produktpalette insgesamt etwas tun, was dann auch VFP betreffen wird.

Wer also Visual FoxPro 3.0 kennt und mit OLE-Automation bzw. dem InterNet nicht viel am Hut hat, hat keine Schwierigkeiten beim Übergang zu Visual FoxPro 5.0.

Kommt man von FoxPro für Windows 2.6, hat man nicht mehr und nicht weniger Aufwand zu betreiben als es die Migration nach Visual FoxPro 3.0 bedeutet hätte (wesentliche Neuerungen: objektorientierte Programmierung sowie der Datenbank-Container).

Ist man Seiteneinsteiger in die FoxPro-Welt, so hängt es vom Herkunftssystem ab, welche Teile man sich neu erschließen muß.

Auf jeden Fall geht FoxPro mit der Version Visual FoxPro 5.0 weiter deutlich seinen Weg von einem reinen xBase-Produkt hin zu modernen Software-Entwicklungs-Architekturen.

Als Entwicklungssystem umfaßt Visual FoxPro 5.0 zwei Hauptaspekte

• den Leistungsumfang der Programmiersprache
• das visuelle Entwicklungs-System,

die im folgenden näher untersetzt werden sollen.

Beachten Sie beim Einstieg in Visual FoxPro 5.0 unbedingt den Reviewers Guide (siehe Begleitdiskette) und die von Microsoft mit dem System mitgelieferten Release Notes!

Die Visual FoxPro 5.0 - Programmiersprache

Die Visual FoxPro 5.0 - Programmiersprache umfaßt alle wesentlichen Aspekte einer modernen Programmier-sprache.

Besonders hervorzuheben ist das objektorientierte Programmiermodell, welches dem Entwickler die umfassenden Möglichkeiten der OOP zur Verfügung stellt (siehe auch Sessions D-METH und andere).

Leider sind einige Lücken in der Durchgängigkeit der objektorientierten Programmierung in Visual FoxPro 5.0 noch immer nicht geschlossen worden. So fehlen z.B. weiterhin einige Möglichkeiten des visuellen Subclassings (DataEnvironment, Pages u.a.).

Ansonsten gibt es in allen Bereichen der Visual FoxPro 5.0 - Programmiersprache punktuelle Erweiterungen um diverse Befehle bzw. Befehlsergänzungen (siehe die entsprechende Tabelle am Ende dieses Artikels bzw. auf der Begleitdiskette).

Unverständlich bleibt, warum der Abschied von der 16-Bit-Welt nicht konsequenter verbunden wurde mit einer Abkehr von einigen Relikten aus der xBase-Zeit (so z.B. mit der fehlenden Deklarationspflicht für Variablen). Da eine sinnvolle Portierung nach Visual FoxPro früher oder später eine Neuprogrammierung sein muß, hat das Argument der notwendigen Abwärtskompatibilitäts kein besonders großes Gewicht.

Neben diversen Kleinigkeiten schlagen sich die folgenden Erweiterungen von Visual FoxPro 5.0 in der Programmiersprache nieder:

• die OLE-Server-Fähigkeit von Visual FoxPro 5.0
• wesentlich verbesserte ActiveX-Integration
• erweiterte SQL-Engine
• Zusammenspiel mit dem InterNet.

Diese wichtigen Punkte werden im folgenden näher untersetzt.

Visual FoxPro 5.0 als OLE-Server

VFP 5.0 - Applikation können jetzt auch als OLE-Server fungieren und die VFP-Leistungsfähigkeit damit von allen OLE-Client-fähigen Applikationen genutzt werden.

VFP-OLE-Server werden als OLE-DLL erstellt und sind damit außerdem für alle Applikationen erreichbar, die auf DLLs zugreifen können.

Besonder herauszustellen ist die "Remote Automation"-Fähigkeit von VFP 5.0. Sie gestattet den Zugriff auf OLE-Automations-Server, die nicht auf der lokalen Workstation, sondern auf einem beliebigen Windows NT - Server im Netzwerk laufen (wie schon von Visual Basic 5.0 her bekannt)!

Das sogenannte Application Object ist genau die Erweiterung in Visual FoxPro 5.0, die mit der OLE-Server-Fähigkeit zusammenhängt (nicht zu verwechseln mit einem "goApp", welches aus dem OOP-Programmieransatz her kommt!).

Die OLE-Server-Fähigkeit findet sich in einer ganzen Reihen von Properties und Methoden des Application Objects wieder (siehe auch Sessions E-OLE, D-FUN und D-OLE).

Die nachfolgenden Tabelle gibt einen Überblick über die VFP-5.0-Spracherweiterungen, die mit der OLE-Server-Fähigkeit zusammenhängen.

ActiveX-Controls in Visual FoxPro 5.0

Auch die Unterstützung von ActiveX-Controls wurde in Visual FoxPro 5.0 wesentlich verbessert (siehe auch die Sessions D-OCX und D-FUN).

So werden jetzt sowohl ISimpleFrame- als auch DataBound-ActiveX-Controls unterstützt.

Eine weitere wichtige Neuerung ist die Möglichkeit des Subclassing von ActiveX-Controls, die auch für diese Controls die Vererbungsmöglichkeiten von Visual FoxPro eröffnen.

Zu beachten ist allerdings die Tatsache, daß ActiveX-Controls nicht speziell für Visual FoxPro geschaffen wurden. Das kann zu Verhaltensunterschieden gegenüber normalen VFP-Controls kommen. Desweiteren kann es möglich sein, daß in den Dokumentationen von ActiveX-Controls angegebene Beispiele beim Einsatz mit Visual FoxPro 5.0 einer Modifizierung bedürfen, um angewendet werden zu können.

An dieser Stelle sei auf die VFP-KnowledgeBase verwiesen, die unter dem Stichwort "ActiveX" aktuelle Informationen bereithält.

Für weitere Informationen zu diesem Thema siehe die Sessions D-OCX, D-CTRL.

Die SQL-Engine

Die SQL-Engine wurde in einigen Aspekten verbessert (siehe auch Session D-SQL).

Der SQL-SELECT-Befehl wurde um folgende Optionen erweitert:

• übersichtlichere Syntax zum Verknüpfen mehrerer Tabellen (JOIN)
• OUTER JOINs gestatten Verknüpfungen in einer Weise, die unter FoxPro bis dato nur mit Hilfe von UNION bzw. über mehrere separate SELECT-Statements möglich waren
• die TOP-Klausel gestattet die Abfrage einer Untermenge von Datensätzen bezogen auf die ersten x Sätze entsprechend der ORDER BY - Sortierung (wobei keine "Fortsetzung" der Abfrage möglich ist, sondern die Abfrage dann neu gestartet werden muß)
• FORCE schaltet die VFP-Abfrage-Optimierung aus und verknüpft die Tabellen stattdessen in der Reihenfolge der FROM-Klausel (z.B. sinnvoll bei Tabellen mit sehr unterschiedlichen Satzzahlen, wenn man bei der Tabelle mit der geringsten Satzanzahl beginnt und damit die Startmenge an Datensätzen gering hält)
• NOFILTER erzwingt die Erstellung eines echten Cursors in den Fällen, in denen VFP bis dato aus Optimierungsgründen nur einen Filter gesetzt hat
• INTO gestattet jetzt auch das Erzeugen neuer Tabellen in einem DBC per SELECT-Befehl.

Außerdem wurde die Unterstützung von abhängigen Unterabfragen in den Befehlen SELECT-SQL, DELETE-SQL und UPDATE-SQL wesentlich erweitert bzw. überhaupt erst ermöglicht.

Weitere neue Befehle im Zusammenhang mit SQL sind:

• DROP VIEW: entfernt Views aus einem DBC
• DROP TABLE: entfernt Tabellen aus einem DBC
• SQLPREPARE(): gestattet das Vorab-Zusenden von SQL-Statements an ODBC-Datenquellen
• SYS(3054): gibt Auskunft über die RUSHMORE-Optimierbarkeit der zuletzt ausgeführten Abfrage.

Zusätzliche Erweiterungen sind unter dem Punkt "View-Designer" beschrieben.

Der Internet-Zugriff

Für die Zusammenarbeit von Visual FoxPro 5.0 mit dem Internet ist die OLE-Server-Fähigkeit von VFP 5.0 die entscheidende Voraussetzung. Sie gestattet über die FOXISAPI.DLL ein direktes Publizieren von VFP-5.0-Forms im Internet einschließlich der direkten Übernahme von eingegebenen Daten in VFP-Tabellen, wobei als FrontEnd ein beliebiger Web-Browser fungieren kann.

Für weitere Informationen zu diesem Thema siehe die Sessions D-MEDI, D-BACK, E-WEB1, E-WEB2 und E-WEB3.

Das Visual FoxPro 5.0 - Entwicklungssystem

Das Visual FoxPro 5.0 - Entwicklungssystem ist einem umfassenden Fit&Finish unterzogen worden, der sich in allen Bereichen wiederspiegelt:

• Projekt-Manager
• Datenbank-Designer
• Table-Designer
• View-Designer
• Editor
• Form-Designer
• Debugger
• neue Wizards

Diese Komplexe werden weiter unten näher betrachtet.

Außerdem gibt es einige komplex-übergreifende Erweiterungen in der Handhabung des Systems.

Einige Eingabe-Masken wurden auf eine wesentlich entwicklerfreundliche Handhabung umgebaut (z.B. "class \ Edit Property / Method" oder "DataEnvironment \ Add...").

An vielen Stellen wurden kontextsensitive RightClick-Menüs hinzugefügt (z.B. im Command-Window und in Fenstern des Programm-Editors).

Die Drag&Drop-Funktionalität wurde an einigen Stellen erweitert, so daß sich im Zweifelsfalle ein Probieren von RightClick bzw. Drag&Drop durchaus lohnt - man kommt zum Teil zu verblüffenden Abkürzungen.

Auch unter "Tools \ Options" finden sich diverse Neuerungen wieder:

• Page "Data": Die SET AUTOSAVE - Option ist verschwunden.
• Page "Forms": Die lästige Frage beim Drücken des RUN-Buttons, ob man denn Änderungen speichern wolle, kann jetzt unterdrückt werden!
• Page "Projects": Es existieren neue Optionen für die Anbindung von SourceControl-Systemen (z.B. Visual SourceSafe), außerdem können jetzt an bestimmten Stellen auch selbstdefinierte Icons angezeigt werden (Projekt-Manager, ClassBrowser).
• Page "Debug": Optionen für den Debugger
• Page "Syntax Coloring": Optionen für das Syntax Coloring
• Page "Field Mapping": Optionen für Drag&Drop im DataEnvironment des Form-Designers
• Page "Edit": Diese Page existiert nicht mehr, die entsprechenden Optionen sind in den jeweiligen Fenstern über das RightClick-Kontextmenü erreichbar.

Einige dieser Neuerungen werden weiter unten noch detaillierter besprochen.

Der Projekt-Manager

Die gravierendste Erweiterung im Projektmanager ist die Integrationsmöglichkeit eines SourceControl-Systems (z.B. MS Visual Source Safe). Der Einsatz dieses Systems sowie weitere Aspekte der Team-Programmierung werden in der Session D-TEAM behandelt.

Durch die neue Option "Refresh F5" im Projekt-Menu sollte man sich allerdings NICHT(!) zu der Annahme verleiten lassen, daß VFP-Projektdateien multiuserfähig geworden sein. Diese Refresh-Funktion bezieht sich lediglich auf das Refresh des Inhalts von VCX-Dateien und Datenbank-Containern, die durch andere Entwickler (z.B. im Netzwerk) verändert wurden.

Eine kleine kosmetische Veränderung betrifft die Anzeige von objektspezifischen Icons in allen Bereichen des Projektmanagers.

An dieser Stelle sei auch noch einmal auf die umfassenden Drag&Drop-Möglichkeiten des Projektmanagers hingewiesen, die allerdings schon seit VFP 3.0 bestehen. Diese Fähigkeiten qualifizieren den Projekt-Manager zu einer wirklichen "Schalt-Zentrale" bei der Arbeit mit dem VFP-Entiwcklungssystem.

Eine weitere Neuerung im Projekt-Manager ist die Möglichkeit des Erstellen von OLE-DLLs (zusätzlich zu Project, APP und EXE, siehe Abschnitt "VFP 5.0 als OLE-Server.). Für diesen Zweck wird dann auch die optional sichtbare Einstellung "Regenerate OLE Server Ids" benötigt.

Außerdem kann ein EXE-File oder eine OLE-DLL mit Versions-Informationen versorgt werden, die dann z.B. im WIN95-Explorer über Kontextmenü \ Eigenschaften abgefragt werden können.

Einige sehr sinnvolle Zusatzfunktionalitäten zum Projektmanager für die Arbeit mit Klassenbibliotheken bietet der ClassBrowser (z.B. einen grafischen Überblick über die Vererbungsketten in VCX-Dateien). Dieses VFP-5.0-Tool wurde noch um diverse Zusatzfunktionalitäten erweitert und wird in der Session D-BROW vorgestellt.

Der Database-Designer

Die wichtigste Neuerung im Datenbankdesigner ist die Multuser-Fähigkeit. Ein Datenbank-Container kann jetzt SHARED geöffnet und damit von mehreren Entwicklern zugleich bearbeitet werden (siehe auch Session D-TEAM). Allerdings kann ein konkretes Objekt (Tabelle, View, Connection) immer nur von einem Entwickler verändert werden. Außerdem können einige Eigenschaften weiterhin nur geändert werden, wenn der DBC exklusiv geöffnet ist (z.B. der RI-Code).

Zur Verbesserung des Überblicks im Datenbank-Designer sind einige Funktionen zum "Ordnung machen" auf der Designer-Arbeitsfläche eingebaut worden:

• der Menüpunkt "Arrange" im Datenbank-Menü zum Neuanordnen der Views und Tabellen
• die Funktion "Find Object" im Datenbank-Menü zum Auffinden einer bestimmten Tabelle oder eines bestimmten Views (auch über das Kontextmenü erreichbar)
• über das Kontextmenü / Properties kann man bestimmte Arten von Objekten ein- bzw. ausblenden, um die Übersichtlichkeit zu erhöhen

Außerdem wurden die einzelnen Objekte (Tabellen, Views usw.) mit spezifischen Icons versehen, die die Unterscheidung der Objekt-Arten erleichtert.

Auf die Veränderungen der anderen zum Datenbankdesigner gehörenden Tools (Tabellen-, View- und Connection-Designer) wird in separaten Punkten eingegangen.

Ein äußerst wichtige Neuerung betrifft die Arbeit mit den Validation Rules (siehe Abschnitt "Table-Designer").

Für detaillierte Informationen zum Database-Designer sei auf die Session D-DATA verwiesen.

Der Table-Designer

Neben geringfügigen Outfit-Änderungen fallen zusätzliche Feld-Properties ins Auge.

• Format
• InputMask
• DisplayClass und DisplayLibrary.

Format und Inputmask entsprechen den analogen Properties der TextBox und können für jedes Datenbankfeld individuell festgelegt werden. Diese Properties können mit DBGETPROP() programmatisch ausgelesen und dann in Eingabemasken verwendet werden.

Außerdem können sie bei Drag&Drop-Operationen von Projekt-Manager, Datenbank-Designer bzw. DataEnvironment in eine Form im Form-Designer automatisch mit übernommen werden.

Diese Funktionalität wird über die Page "Field mapping" unter "Tools \ Options" gesteuert. Dort kann man generelle Festlegungen für solche Drag&Drop-Operationen treffen:

• welche Klasse soll für welchen Datenfeld-Typ verwendet werden (hier sind auch selbstdefinierte Klassen angebbar!)
• soll die "field caption" als Label automatisch vor das entsprechende Control davorgesetzt werden
• sollen der "field comment", das "format" bzw. die "input mask" in das entsprechende Control mit übernommen werden

Legt man im Table-Designer für ein Datenbankfeld explizit eine selbstdefinierte Klasse fest, so wird dadurch die allgemeinere Einstellung aus "Tools \ Options" überschrieben.

Außerdem wird bei den Drag&Drop-Operationen auch die unterschiedliche Zeichenanzahl der Datenbankfelder beachtet und in unterschiedliche Breiten der jeweiligen Controls umgesetzt.

Der optischen Umgestaltung des Tabledesigners ist leider die eigentlich wichtige Anzeige zum Opfer gefallen, welches Datenbankfeld gerade aktiv ist. Deshalb ist zu noch größerer Aufmerksamkeit zu raten bei der Vergabe von Feld-Eigenschaften, damit diese dann auch dem richtigen Feld zugeordnet sind.

Ein wesentliche Neuerung ist die Tatsache, daß in den Validations Rules jetzt auch Veränderungen an den zu prüfenden Daten vorgenommen werden können!

In der Satz-Validierung der Customer-Tabelle kann z.B. die Zeile "REPLACE Title WITH UPPER(Title)" stehen, welche dazu führt, daß im Feld "Title" unabhängig von der Eingabe oder von anderen REPLACE-Befehlen immer nur Großbuchstaben gespeichert werden. Plaziert man den Befehl "REPLACE Title WITH UPPER(Title)" allerdings in der Validation-Rule des Feldes "Title", dann muß man sich mit zusätzlichen Maßnahmen gegen die dabei auftretende Rekursion absichern.

Zu beachten ist allerdings, daß dieses Verhalten nur für Validation Rules gilt, nicht für Trigger!

Die View-Designer

Die View-Designer in VFP 5.0 bieten eine Reihe von Erweiterungen, die schon in anderen Zusammenhängen erwähnt wurden:

• "field mappings" analog dem Table-Designer (im View-Designer auf der Page "Fields" über den Button "Properties" erreichbar)
• zusätzlich dazu existiert bei Remote Views die Möglichkeit des "data mapping", mit dem Datentypen angepaßt werden können
• JOIN wird in vollem Umfang unterstützt
• mit AS vergebene Feldnamen für berechnete Felder werden nicht mehr überschrieben.

Desweiteren wurde der VIEW-Typ "OFFLINE-View" eingeführt, der ein zeitweiliges von der eigentlichen Datenquelle unabhängiges Arbeiten erlaubt (siehe Session D-OFF).

Wie schon VFP 3.0 unterstützt auch VFP 5.0 das ODBC-Level 3, auch für VFP 5.0 - Datenbanken existiert ein ODBC-Treiber.

Der Editor

Der Programm-Editor von Visual FoxPro 5.0 hat eine ganze Menge an Funktionalität hinzugewonnen, die sich zum Teil auch bei verwandten Fenstern (Command Window, Methoden-Editor) wiederfindet.

Die auffälligste Neuerung ist das Syntax Coloring, welches automatisch bestimmte Quelltext-Teile in verschiedenen Farben darstellt (die Einstellungen dazu kann man unter "Tools / Options" auf der Page "Syntax Coloring" vornehmen).

Alle anderen Neuerungen beziehen sich auf das Kontext-Menü, welches jetzt auch in Editorfenstern zur Verfügung steht:

• Die ClipBoard-Funktionen Cut, Copy und Paste sind über das Kontextmenü erreichbar.
• Bei Bedarf kann man für komplexe Ausdrücke den Expression Builder benutzen.
• Hat man ein oder mehrere Zeilen markiert, steht auch die Option Execute Selection zur Verfügung (damit kann man einzelne Porgrammabschnitte direkt ausführen).
• Es steht eine Procedure-/Function List zur Verfügung, die einen Überblick über alle Funktionen und Prozeduren der aktuellen Programmdatei gibt und auch als Navigationshilfe innerhalb des Quelltextes verwendet werden kann.
• Auch die Font-Einstellungen, die Find-Funktion und die Go To - Funktion sind über das Kontextmenü direkt erreichbar.
• Wiederauferstanden ist die Funktion Beautify, mit der man seinen locker dahingetippten Quelltext in eine ordentliche Form bringen kann (was ja kein Programmierer benötigt, da alle immer ordentlich schreiben <g>).
• Zusätzlich zu den bekannten Funktionen Indent und Unindent gibt es jetzt noch Comment und Uncomment, mit denen markierte Bereiche in Kommentare bzw. zurückverwandelt werden können.
• Hinter dem Punkt Properties verbergen sich die Einstellungen, die in den Vorgängerversionen unter "Tools / Options" auf der Page "Edit" zu finden waren (Tabulatorgröße, Zeilennummernanzeige ein/aus usw.).

Ingesamt ist der Editor durch diese Erweiterungen erheblich aufgewertet worden.

Der Form-Designer

In diesem Abschnitt sollen sowohl die Neuerungen im Formdesigner als auch die neuen Möglichkeiten der programmtechnischen Arbeit mit Forms kurz erläutert werden (siehe auch Session D-MASK).

Die wichtigen Neuerungen im Formdesigner betreffen alle die Verbesserung der Handhabung dieses Werkzeuges:

• Unter "Tools \ Options" auf der Page "Forms" kann eingestellt werden, ob eine Form beim Starten über den RUN-Button automatisch ohne Nachfrage gespeichert werden soll.
• Als Gegenstück zum RUN-Button existiert der sogenannte DESIGN-Button, der eine laufende Form beendet und im Design-Mode öffnet (dabei wird allerdings nicht der QueryUnload-Event durchlaufen!).
• Sind im Formdesigner mehrere Controls ausgewählt, dann bietet das Property Sheet jetzt all die Properties zur Veränderung an, die in allen ausgewählten Controls vorkommen. Alle gemachten Einstellungen werden automatisch auf die beteiligten Controls übertragen. Ein Zugriff auf Methoden und Events ist bei dieser Mehrfachauswahl nicht möglich!
• Sind mehrere Controls ausgewählt, und man benutzt die Funktionen "Center horizontally" bzw. "Center vertically", so wird die relative Lage der Controls zueinander nicht mehr verändert, sondern die Controls als Gruppe zentriert. In diesem Zusammenhang ist zu beachten, daß in VFP 5.0 wie schon im Vorgänger über das Menü "Format" einige nützliche Funktionen zur Verfügung stehen, die die Layout-Toolbar nicht bietet!
• In den Quellcode-Fenstern der Events und Methoden stehen über das Kontext-Menü analoge Funktionen zur Verfügung wie schon oben im Punkt "Editor" beschrieben. Lediglich der Punkt "Procedure/Function List" steht nicht zur Verfügung, stattdessen aber die Funktion "Object List", die eine aktuelle Objektliste anzeigt und eine Referenz auf ein ausgewähltes Objekt in den Quelltext einfügen kann.
• Verändert wurde auch die Reihenfolge der Methoden in der Methoden-ComboBox der Quellcode-Fenster. Alle belegten Methoden werden nach dem Alphabet am Anfang der Listen angezeigt, alle unbelegten Methoden folgen danach (in wiederum alphabetischer Folge). Selbstdefinierte Methoden erscheinen in dieser Liste in Kleinschreibung und ordnen sich deshalb im Bereich der belegten wie auch der unbelegten Methoden jeweils am Ende ein.
• Weiterhin ist das Kontextmenü des Property-Sheets zu beachten. Dort gibt es jetzt die Möglichkeit, alle unverändert belassenen Methoden und Properties auszublenden. Außerdem kann die Schriftgröße der Anzeige im Property-Sheet variiert werden. Auch der PushPin für "Always On Top" wurde in das Kontextmenü verlagert. Außerdem kann die Property Description am unteren Rand des Fensters zugunsten von mehr Platz im Listenfeld abgeschaltet werden.
• Auch die Tabellen- / View-Auswahl im DataEnvironment wurde verbessert. So wird jetzt automatisch erkannt, wenn kein DBC offen ist. Außerdem wird die Dateiauswahl-Maske nach dem Auswählen nicht mehr automatisch geschlossen, sondern bleibt zur Auswahl weiterer Dateien geöffnet.
• Auf gleiche Weise verhält sich die Maske zum Erstellen, Bearbeiten bzw. Löschen von Methoden und Properties, die sich nicht mehr nach jeder Aktion einfach zuklappt.
• Wenn die Toolbar mit den VFP-BaseClass-Controls auf eine eigene VCX-Datei umdefiniert wurde, wird dieser Zustand auch über des Schließen und spätere Neustarten von VFP hinweg gespeichert und automatisch wieder so eingestellt.

Im programmatischen Umgang mit Forms ergeben sich drei wesentliche Neuigkeiten:

• das Single Document Interface SDI
• die ShortCut-Menüs
• diverse neue Properties.

Mit dem Single Document Interface SDI hat man die Möglichkeit, vom VFP-Desktop unabhängige Fenster zu definieren, die dann als selbständige Desktops agieren können. Die Leistungsfähigkeit solcher SDI-Fenster geht weit über den Effekt des "Desktop"-Property von VFP 3.0 hinaus. SDI-Fenster können andere Fenster beinhalten, können ein eigenes Menü und eigene Toolbars haben.

Daraus ergeben sich folgende neue Möglichkeiten:

• Man kann eine VFP 5.0 -Applikation aus Modulen zusammensetzen, die dann als eigenständige Fenster auf dem Windows-Desktop agieren und auch als separate Tasks in der Taskleiste auftauchen (der VFP-Desktop selbst kann unsichtbar geschaltet werden).
• Auch bei einer Applikation mit nur einem einzelnen Desktop kann es sich lohnen, diesen als SDI-Form zu programmieren, da für diese Forms im Gegensatz zum VFP-Desktop alle Events und Methoden zur Verfügung stehen, die von den normalen Forms her bekannt sind!

Die Programmierung von SDI-Forms ist allerdings nicht ganz ohne Hürden, da man eine genau abgestimmte Einstellung der Properties "ShowWindow", "DeskTop", "MDIForm" und "WindowType" sowie von _SCREEN.Visible benötigt, um die gewünschten Effekte zu erreichen. Auch der Umgang mit Menüs in SDI-Forms ist etwas trickreich, da der Menügenerator für solche Menüs z.B. die Option "Anfügen" bzw. "Einfügen" nicht unterstützt.

ShortCut-Menüs sind eine neue Option im Menüdesigner. Damit erstellt man Popups, die über den RightClick-Event als Kontextmenüs aktivierbar sind (im WIN95 - Look & Feel).

Wichtige neue Properties im Zusammenhang mit der Arbeit mit Forms sind:

• ColorSource: Für dieses Property gibt es jetzt die neue Einstellung, die Windows-Farben laut Systemsteuerung zu benutzen. Dadurch paßt sich eine VFP-Applikation automatisch an die eingestellten Windows-Farben an.
• IntegralHeight: Dieses Property erzeugt bei TextBoxen, EditBoxen und ListBoxen eine Höhe, die genau einem Vielfachen der aktuellen Fonthöhe entspricht, so daß keine Zeilen abgeschnitten werden.
• MousePointer: Für dieses Property gibt es jetzt die Option "99 - user defined", mit der selbstdefinierte Maus-Pointer eingesetzt werden können.
• Das Text-Property beinhaltet den unformatierten Text bei ComboBox, EditBox, Spinner und TextBox (im Gegensatz zu Value, welcher auch Literale aus der Inputmask einbezieht).
• Das WhatsThisHelp-Property und einige damit verbundene Properties steuern die Möglichkeit einer kontextsensitiven Schnellhilfe in Form überdimensionaler ToolTips, die über den "?"-Button in der Titelleiste des Fensters aktivierbar sind (ein Beispiel für den WhatsThis-Button ist das Windows95-Fenster unter Start \ Einstellungen \ Task-Leiste).
• Das ActiveRow-Property ist unter bestimmten Umständen nicht mehr so performance-fressend.

Weitere Neuerungen sind der Übersicht "Neue und erweiterte Sprachelemente von Visual FoxPro 5.0" am Ende dieses Artikels bzw. der Begleitdiskette zu entnehmen.

Für ausführliche Informationen zu diesem Thema sei auf die Session D-MASK verwiesen.

Der Debugger

Der Debugger in Visual FoxPro 5.0 ist nicht mehr wiederzuerkennen. Statt dem alten DEBUG- bzw. TRACE-Fenster existieren jetzt fünf Fenster, die man entweder als Toolbars innerhalb seiner Applikation oder in einem separaten, von der Applikation unabhängigen Fenster sichtbar machen kann (welches dann auch als eigenständige Task zu erreichen ist):

• Das Trace-Fenster hat seine eigentliche Aufgabe behalten, aber einiges an Funktionalität hinzugewonnen. So kann man in den angezeigten Programmzeilen jetzt Text markieren und ins Clipboard übernehmen, sich direkt den Wert von Variablen anzeigen lassen oder auch Programmzeilen wiederholen oder auslassen, wenn es nötig erscheint. Das kontextsensitive RightClick-Menu hat alle Funktionen des Trace-Fensters schnell im Zugriff.
• Im Watch-Fenster kann man sich den Inhalt von Variablen und Ausdrücken anzeigen lassen (früheres DEBUG-Fenster). Neu ist hier die Möglichkeit, in gewissem Rahmen auch direkt den Inhalt von Variablen verändern zu können.
• Der Call-Stack dokumentiert die aktuelle Aufruf-Hierarchie und kann zum Umschalten der angezeigten Programm-Ebene des Trace-Fensters benutzt werden.
• Das Locals-Fenster dient zum Anzeigen von LOCAL-Variablen beliebiger Programm-Ebenen sowie zum Anzeigen und ggf. auch Verändern von Objekt-Properties
• Das Output-Fenster ist der Ausgabe-Bereich für den DEBUGOUT-Befehl. Damit kann man Kontroll-Ausgaben programmieren, die den sonstigen Programmablauf einschließlich Bildschirmaufbau nicht behindern.

Außerdem wurden die Möglichkeiten der BreakPoint-Definition wesentlich erweitert (auch im Programmquelltext!). Weiterhin sind EventTracking (erlaubt das Verfolgen und Protokollieren der Abarbeitung von Events) und Coverage-Logging (Protokollierung der Programm-Abarbeitung zur Analyse der Performance eines Programms) hinzugekommen.

Einmal definierte Einstellungen können in sogenannten Debugging Sessions gespeichert und bei Bedarf wieder restauriert werden.

Desweiteren wird innerhalb des Debuggers ein weitreichendes Drag&Drop unterstützt (z.B. vom Trace- zum Watch-Fenster).

Erweiterungen der VFP-Programmiersprache im Zusammenhang mit dem Debugger sind _COVERAGE, ASSERT, CLOSE DEBUG, DEBUG, DEBUGOUT, SET ASSERTS, SET COVERAGE, SET DEBUGOUT, SET EVENTLIST, SET EVENTTRACKING.

Für ausführliche Informationen zu diesem Thema sei auf die Session D-DBUG verwiesen.

Neue und verbesserte Wizards

Neue Wizards in Visual FoxPro 5.0 sind:

• Der Application-Wizard zum Erstellen eines Applikations-Rahmens. Dafür stehen die Varianten "Application" und "Framework" zur Verfügung.
• "Application" umfaßt in etwa die Leistungsfähigkeit, die von dem analogen Wizard aus FPW 2.6 bekannt ist.
• "Framework" baut einen Applikationsrahmen auf, der dann schrittweise mit Funktionalität gefüllt werden kann (siehe auch Session D-KOMP).
• Der Oracle-Upsizing-Wizard, der das Upsizen von VFP-Datenbanken auf Oracle-Server automatisiert (analog dem Upsizing-Wizard für MS-SQL-Server).
• Der WWW-Search-Page-Wizard zur Unterstützung der Erzeugung von Web-Seiten zur Anzeige und Abfrage von Datensätzen (siehe auch Session E-WEB2; dieser Wizard wird übrigens nicht durch Microsoft supported!).

Erweitert oder verbessert wurden folgende Wizards:

• • Der Form-Wizard erstellt jetzt automatisch eine PageFrame, wenn die zu verabeitenden Menge der Felder nicht mehr auf die Maske paßt.
• • Der Pivot-Table-Wizard und der MailMerge-Wizard nutzen jetzt für ihre Zwecke den VFP-ODBC-Treiber.
• • Der Upsizing-Wizard unterstützt jetzt RI-Deklarationen.
• • Der Cross-Tab-Wizard und der Graph-Wizard können jetzt mit NULL-Werten und deren Unterdrückung umgehen.

Weitere Informationen zu Wizards finden sich in den Session D-WIZ und E-WIZ.

Neue und erweiterte Sprachelemente von Visual FoxPro 5.0